Was mittlerweile in jedem Handwerksbetrieb angekommen sein sollte, kündigte sich in der Baubranche bereits Ende letzten Jahres an: Lieferengpässe und steigende Preise bei Baumaterialien wie Stahl und Holz. Für Betonstahl in Stäben, beispielsweise, verzeichnete das Statistische Bundesamt im Juli eine Preissteigerung von 82 % im Vergleich zum Vorjahr. Auch Kunststoffe und mineralische Baustoffe werden immer teurer.
Die Auswirkungen sind auch bei der Peter Barth GmbH zu spüren. „Es kommt im Moment verstärkt zu Lieferengpässen. Ich kann teils nicht genau sagen, wann Geräte oder Materialien bei uns eintreffen. Die Großhändler sitzen selbst auf dem Trockenen“, klagt Kundenberater Mattias Barz. Der Mangel reiche von Kunststoffen für Dämmungen, Folien und Rohre bis hin zu Metallen, die für den Bau von Heizkesseln benötigt werden.
Metallpreise um 32,2 % gestiegen
Infolge der Materialknappheit steigen die Preise immer weiter an. Die Handwerkskammer Düsseldorf warnte bereits im April: „Preise für Vorprodukte wie Holz, Metall, Dämmstoffe, Farben und Silikone“ seien stark gestiegen. Dem Statistischen Bundesamt zufolge waren Metalle im Juli 2021 „im Durchschnitt insgesamt 32,2 Prozent teurer“ als im Jahr zuvor. Die Erzeugerpreise für Halbzeug aus Kupfer und Kupferlegierungen waren im Mai gegenüber dem Vorjahr um 37,7 % höher – Materialen, die für den Heizungsbau unentbehrlich sind.
Es wird davon ausgegangen, dass die Corona-Pandemie für diese Krise verantwortlich ist. Nachdem die Produktionsstätten coronabedingt ihre Prozesse heruntergefahren hatten, kam es in den USA und China zu einem wirtschaftlichen Aufschwung mit einer starken Nachfrage nach Rohstoffen. Doch Produktions- und Lieferketten konnten so schnell nicht wieder aufgebaut werden. China ist vom Stahlexporteur zum Importeur geworden.
Kein Ende in Sicht
Was den Kunstsoff betrifft, so findet nur ein Bruchteil der produzierten Ware ihren Weg aus der neuen Freihandelszone Comprehensive Economic Partnership (RCEP). Die seit November 2020 bestehende Freihandelszone umfasst zehn asiatische Staaten. Technik- und wetterbedingte Ausfälle großer Produktionsanlagen in den USA, den Niederlanden und in Frankreich, sowie der Stau im Suez-Kanal haben die Produktions- und Lieferketten zusätzlich beeinträchtigt.
Ein Ende der Preisspirale ist derzeit nicht in Sicht. Auf der Grundlage einer exklusiven Umfrage prognostizierte das Handelsblatt im Juli eine „zusätzliche Preissteigerung um 30 Prozent bis Jahresende.“
Geringe Planbarkeit von Heizungsprojekten
Unterdessen steigt der Druck auf Hersteller und Handwerksbetriebe. Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer sprach gegenüber der ZEIT im Juni 2021 von „einer ,noch nie dagewesenen‘ Materialknappheit bei gleichzeitiger Preisexplosion.“ Bei der Peter Barth GmbH ist man mittlerweile dazu übergegangen, die Geltungsdauer eines Angebots auf 30 Tage zu reduzieren. Mattias Barz: „Wir sind in der ungünstigen Lage, bei leeren Lagern volle Auftragsbücher zu haben und Preise nur schwer kalkulieren zu können. Auf eine neue Solar- oder Gasanlage müssen wir teils Monate warten. Wir bitten unsere Kunden um Verständnis für eventuelle Planungsschwierigkeiten.“
Quellen:
„Materialengpässe bei Baustoffen“, April 2021: https://www.hwk-duesseldorf.de/artikel/materialengpaesse-bei-baustoffen-31,0,5094.html (17.09.21)
„Erzeugerpreise Juli 2021: + 10,4 % gegenüber Juli 202″, August 2021: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/08/PD21_395_61241.html%C2%A0(1 (17.09.21)
„Preise und Preisindizes für gewerbliche Produkte (Erzeugerpreise)“, Juli 2021: https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Erzeugerpreisindex-gewerbliche-Produkte/Publikationen/_publikationen-innen-erzeugerpreise-monat.html (17.09.21)
„Zusätzliche Preissteigerung um 30 Prozent bis Jahresende: Wie Holz und andere Rohstoffe noch teurer werden“, Juli 2021: https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie-und-rohstoffe-zusaetzliche-preissteigerung-um-30-prozent-bis-jahresende-wie-holz-und-andere-rohstoffe-noch-teurer-werden/27432174.html?ticket=ST-54252-LWabuxZP9B1yGcOFq4Mx-ap1 (17.09.21)
„China befeuert Rohstoffnachfrage“, Juni 2021: https://www.zeit.de/news/2021-06/04/handwerkskunden-bekommen-rohstoffknappheit-zu-spueren?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F (17.09.21)
„Materialknappheit belastet Baukonjunktur“: https://www.zdb.de/positionen/materialknappheit (17.09.21)
